Angriff auf aserbaidschanische Stadt

Eigentlich gilt zwischen den verfeindeten Ländern eine Waffenruhe. Doch nun wirft Aserbaidschan Armenien den Beschuss eines Wohngebiets vor, bei dem es Tote und Verletzte gegeben haben soll. Armenien dementiert.

Trotz der ausgerufenen Waffenruhe zwischen den Parteien im Konflikt um Bergkarabach hat es nach aserbaidschanischen Angaben einen armenischen Angriff auf die zweitgrößte Stadt des Landes gegeben. Beim Raketenbeschuss eines Wohngebiets von Ganja seien sieben Menschen getötet und 33 verletzt worden, schrieb das Außenministerium auf Twitter. Unter den Opfern seien auch Kinder.

Armenien dementierte nach Angaben russischer Agenturen die Berichte und sprach von Desinformation. Die Sprecherin des armenischen Verteidigungsministeriums, Schuschan Stepanjan, verlinkte auf einen Facebook-Post der Armee der international nicht anerkannten Republik Arzach in Bergkarabach. Demnach halte man sich an die von Russland vermittelte Waffenruhe. Die gegnerische Seite würde aber den Beschuss fortsetzen. Die Berichte über den Angriff auf Ganja seien "Lügen".

Am Samstag Mittag Ortszeit war im Konfliktgebiet eine Waffenruhe in Kraft getreten, die Russland in der Nacht zuvor nach stundenlangen Verhandlungen vermittelt hatte. Bereits Minuten später hatten sich beide Seiten beschuldigt, die Waffenruhe zu brechen.

 

Stepanakert: Ein Krater nach dem Beschuss durch die aserbaidschanische Artillerie während des militärischen Konflikts in der selbsternannten Republik Berg-Karabach. | Bildquelle: dpa

Konflikt um Bergkarabach

Vermittlung in Moskau

Auf Vermittlung Moskaus beraten heute die Außenminister von Aserbaidschan und Armenien über Bergkarabach. | 09.10.2020
 

Hunderte Tote seit Ausbruch der Kämpfe

Der Regierung in Moskau zufolge sollte die Waffenruhe dazu genutzt werden, Gefangene und andere inhaftierte Personen auszutauschen und die Körper toter Soldaten an die Heimatländer zu übergeben. Grundlegende Friedensverhandlungen sollen unter der Führung der Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stattfinden. Die Gruppe wird von Russland, den USA und Frankreich angeführt, die in dem Konflikt vermitteln.

 

Bergkarabach

Das bergige Gebiet hat etwa 140.000 Einwohner - in der Mehrheit christliche Armenier. Zu sowjetischen Zeiten hatte die Region den Status eines autonomen Gebiets inmitten Aserbaidschans. Völkerrechtlich gehört sie noch zu Aserbaidschan. 1991 erklärte die Republik Bergkarabach ihre Unabhängigkeit. Die Führung in Baku wirft dem Nachbarland vor, völkerrechtswidrig aserbaidschanisches Gebiet besetzt zu halten.

Bergkarabach hat eine eigene Regierung und eigene Verfassung. Die Unabhängigkeit wurde bislang jedoch von keinem Staat anerkannt. Seit 1994 gilt in der Region eine Waffenruhe, die in den vergangenen Jahren immer wieder von den verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken gebrochen wurde. Die derzeitigen Gefechte sind seitdem jedoch die schwersten.

Seit dem Ausbruch der Kämpfe zwischen aserbaidschanischen und armenischen Truppen Ende September wurden Hunderte Menschen getötet. Allein auf armenischer Seite sollen in Bergkarabach mehr als 400 Soldaten gefallen sein. Aserbaidschan hat bislang keine Angaben zu eigenen Verlusten gemacht, spricht aber von rund 30 toten Zivilisten. Es gibt Tausende Flüchtlinge in der Unruheregion. Die Kämpfe sind die heftigsten seit der Einigung auf einen Waffenstillstand im Jahr 1994.

 

Zerstörtes Haus in Stepanakert in Bergkarabach | Bildquelle: REUTERS

Bergkarabach

Gefechte treiben Menschen in die Flucht

Fliehende Zivilisten, die Hauptstadt unter Beschuss - die Situation im umkämpften Bergkarabach ist angespannt. | 07.10.2020

 

Jahrzehntealter Konflikt

Den Konflikt zwischen beiden Ländern gibt es schon seit Jahrzehnten. Die überwiegend von Armeniern besiedelte Region Bergkarabach hatte sich Anfang der 1990er-Jahre in einem Krieg von Aserbaidschan losgesagt. Die Führung in Baku wirft dem Nachbarland Armenien vor, völkerrechtswidrig aserbaidschanisches Gebiet besetzt zu halten.

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